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01.02.2016 Seite

Elektronische Schreibmaschine wird zum Schachspieler

Objekt des Monats - Februar 2016

SC2 Schachcomputer der DDR

| Elektrotechnische Sammlung

In den 1970 und 1980iger Jahren wurde auf der Basis von SED-Parteitagsbeschlüssen der Versuch unternommen, den entstandenen Rückstand zum westlichen Niveau bei Konsumgütern zu verringern. Dazu sollten bestimmte Überproduktionen oder Teile, die außerhalb der zulässigen Toleranzgrenzen lagen, genutzt werden.

Insbesondere bei der Nutzung mikroelektronischer Bauelemente und integrierter Schaltkreise im privaten Bereich bestand ein erheblicher Nachholbedarf. Die „CoCom-Liste“ erschwerte dies noch erheblich. Sie regelte ab 1949 die Ausfuhr wichtiger Güter in die DDR. In Folge dessen entstanden eigene Betriebe zu deren Produktion. Ein Beispiel dafür ist der „VEB Funkwerk Erfurt“, der sich mit der Entwicklung und Produktion von Schachcomputern beschäftigte, die seinerzeit auf dem westlichen Markt bereits als Massenproduktion vorhanden waren.

Als Modell für die Serienreife entstand der „SC2“, für den folgende Bedingungen erfüllt sein mussten:
. kostengünstige Fertigung
. Verwendung von Bauelementen aus der eigenen Produktion
. preiswertes Gehäuse
. leistungsstarkes Computerprogramm aus eigener Entwicklung

Vom „SC2“ wurden in den Jahren 1981 bis 1983 einige hundert Exemplare, vorwiegend im Inland verkauft. Die Vorstellung des „SC2“ auf Messen ergab eine gute Exportmöglichkeit in das westliche Ausland. Für die Inlandnachfrage war er mit 2.180,-- Mark der DDR viel zu teuer.

Das im Bild gezeigte Gerät ist ein Eigenbau, der alle Leistungsmerkmale eines Kaufgerätes erfüllt.
. Eingabe der Schachzüge mittels analoger Tastatur (Gerätesteuerung, Taschenrechner)
. Ausgabe der Schachzüge über LED-Anzeige
. mehrere Schwierigkeitsgrade mit Hilfefunktion durch den Computer. Zum Spaß kann man ihn auch
gegen sich selbst spielen lassen.
. „Schwarz/Weiß-Wahl“ zu Spielbeginn
. „Figurenstandspeicher“ mit Abfragefunktion

Bei diesem Modell wurden „Überplanbestände sozialistischer Produktion“ privat kreativ genutzt.
. Gehäuse aus dem Rationalisierungsmittelbau
. Netzteil, Bedientastatur und LED-Anzeige aus dem BMSR-Bereich
. Leiterplatte mit Eproms aus der elektronischen Schreibmaschine Erika S6005

Der allgemeine Öffnungstag im Februar ist Dienstag, der 23. Februar 2016,
Öffnungszeit von 14 bis 18 Uhr.
Im Mittelpunkt steht der Schachcomputer in der DDR:
„Elektronische Schreibmaschine wird zum Schachspieler“
.

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